Ich habe obstruktive Schlafapnoe – was nun?

Zunächst einmal bedeutet für viele Patienten die Diagnosestellung eine Erklärung für die Beschwerden, die sie letztlich zum Arzt geführt haben. Leider stellt das Schlafapnoesyndrom eine chronische Erkrankung dar, die sich spontan in den meisten Fällen nicht mehr zurückbildet. Ohne Behandlung werden sich die Beschwerden und Krankheitssymptome im weiteren Krankheitsverlauf zumeist noch weiter verstärken und somit den Gesundheitszustand des Betroffenen noch weiter verschlechtern. Insbesondere im Falle einer deutlichen Tagesmüdigkeit sollte ohne Therapie kein Kraftfahrzeug geführt werden, auch andere Tätigkeiten mit Unfallgefährdung bei Müdigkeit sollten möglichst vermieden werden.
Diesen ungünstigen Gesichtspunkten stehen die hervorragenden Behandlungsmöglichkeiten gegenüber. Es steht ein ganzes Bündel von Therapiemaßnahmen zur Verfügung, von denen die nächtliche Überdruckbeatmung mit Hilfe einer Nasenmaske (nCPAP-Therapie) sicher eine der wirkungsvollsten Therapieformen darstellt. Bei erfolgreicher Therapie bilden sich Beschwerden wie Tagesmüdigkeit oder körperliche Abgeschlagenheit zumeist eindrucksvoll zurück.
Dennoch stehen einige Patienten diesen Behandlungsformen zunächst skeptisch gegenüber, zumal die meisten Therapieverfahren über einen Zeitraum von unbegrenzter Dauer angewendet werden müssen und einen Einschnitt in die bisherigen Lebensgewohnheiten darstellen. In diesen Fällen sollte der Patient vom Arzt ausführlich und eventuell auch unter Einbeziehung von Angehörigen aufgeklärt und beraten werden, zumal der Patient bei Ablehnung eines Therapieversuchs nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern aufgrund des Unfallrisikos unter Umständen auch die Gesundheit dritter Personen gefährdet.

Wie kann obstruktive Schlafapnoe behandelt werden?
Es stehen verschiedene, wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Falle körperlichen Übergewichts sollte der Patient stets den Versuch einer Gewichtsreduktion unternehmen. Falls notwendig, sollten die Schlafgewohnheiten verbessert werden, dies wird als Schlafhygiene bezeichnet und in einem der nachfolgenden Kapitel beschrieben. Gegebenenfalls sollte der Alkoholkonsum deutlich eingeschränkt werden. Diese Basistherapie wird die obstruktive Schlafapnoe in den meisten Fällen aber noch nicht beseitigen.

Es sind noch zahlreiche andere Therapieverfahren beschrieben, für die jedoch in den meisten Fällen ein unabhängiger wissenschaftlicher Wirkungsnachweis fehlt. Eine wirksame medikamentöse Therapie gibt es derzeit für die obstruktive Schlafapnoe nicht.
Die Therapiemaßnahme mit der sichersten Wirkung stellt die nasale Überdruckbeatmung mit einer nasalen Beatmungsmaske dar (nCPAP- Therapie), diese Methode wird im nachfolgenden Kapitel beschrieben. Demgegenüber stellt die Gabe von reinem Sauerstoff keine wirkungsvolle Maßnahme dar.

Was ist nCPAP-Therapie?

Bei der nCPAP-Therapie erzeugt ein Beatmungsgerät einen kontinuierlichen Luftstrom, der über einen Schlauch und eine Beatmungsmaske zur Nase des Patienten geführt wird. In Abhängigkeit von der eingestellten Höhe des Luftstroms wird hierdurch in den oberen Luftwegen des Patienten ein kontinuierlicher Überdruck erzeugt, der den Rachen von innen quasi aufdrückt bzw. aufhält. Für jeden Patienten muss dabei der angemessene Druck individuell ermittelt werden. Dies geschieht am besten in einem Schlaflabor. Überschüssige Luftmengen entweichen dabei über ein Ventil in der Nähe der Maske, über dieses Ventil atmet der Patient auch die verbrauchte Luft aus.
Die nCPAP-Therapie ist außerordentlich wirksam, in fast allen Fällen kann die obstruktive Schlafapnoe hierunter fast vollständig beseitigt werden. Die meisten Patienten können nach etwas Gewöhnung auch gut unter dieser Beatmung schlafen. Die Therapie muss allerdings dauerhaft zu Hause eingesetzt werden, hierfür wird dem Patienten ein Gerät vom Arzt verordnet. Wird die nCPAP-Therapie vom Patienten abgesetzt, so stellen sich die Atmungsstörungen in der Regel rasch wieder ein. Die nCPAP-Therapie bietet somit keine Heilungsmöglichkeit.



Moderne nCPAP-Geräte sind klein und leise und somit für den häuslichen Einsatz gut geeignet. Durch technische Modifikationen wurde versucht, das Therapieverfahren weiter zu verbessern, um dem Patienten die Anwendung zu erleichtern. So gibt es mittlerweile Geräte, die den Druck während des Schlafs selbstständig anpassen (Auto-CPAP), das Ausatmen besonders erleichtern (C-Flex) oder mit verschiedenen Druckstufen bei Ein- und Ausatmen arbeiten (BiPAP).

Ist die nCPAP-Therapie immer erfolgreich?

Bei der obstruktiven Schlafapnoe können die Atmungsstörungen mit nCPAP-Therapie oder einem der modifizierten Beatmungsverfahren zumeist deutlich verringert oder sogar beseitigt werden. In seltenen Fällen werden die Atmungsstörungen durch nCPAP-Therapie jedoch nicht ausreichend gut therapiert, hier kann der Wechsel zu einem anderen Beatmungsverfahren Abhilfe bringen. Etwa 70% bis 80% der Patienten setzen die vom Arzt verordnete nCPAP-Therapie zu Hause konsequent und regelmäßig ein.

Zu Beginn der nCPAP-Beatmungstherapie zeigen einige Patienten Angst- oder Beklemmungsgefühle, die sich bei allmählicher Gewöhnung zumeist rasch wieder zurückbilden. Gelegentlich treten unter der nCPAP-Therapie jedoch bleibende Schlafstörungen auf, die den Therapieerfolg einschränken.

Im Rahmen der häuslichen nCPAP-Anwendung können einige Probleme auftreten, die den Erfolg gefährden. An erster Stelle ist hier die Behinderung der Nasenatmung zu nennen, eine deutliche Verengung der Nasenwege kann den Einsatz der nCPAP-Therapie unmöglich machen. In der Mehrzahl der Fälle können diese Probleme jedoch durch eine konsequente Behandlung unter Einbeziehung eines HNO-Arztes weitgehend beseitigt werden. Der Einsatz eines Warmluftbefeuchters ist hier häufig erfolgreich.
Ein weiteres Problem stellt eine dauernde Mundöffnung unter der Beatmungstherapie dar. Es steht hierdurch ein Leckstrom, bei welcher die Luft durch die Nase eintritt und über den Mund wieder entweicht. Hieraus resultieren eine geringere Effektivität der nCPAP-Therapie im Bereich des Rachens sowie eine starke Reizung der Schleimhäute insbesondere in der Nasenhöhle.
Zusammenfassend ist die nCPAP-Therapie zwar außerordentlich erfolgreich, aber selbst bei konsequenter Ausschöpfung aller Behandlungsmöglichkeiten kann nicht in allen Fällen ein Therapieerfolg garantiert werden.

...einige Texte und die Grafik auf dieser Seite sind dem Patientenratgeber Band 1, Obstruktive Schlafapnoe entnommen. Wir danken der Firma Heinen und Löwenstein für die freundliche Unterstützung ...